von Hans-Jürgen Krauss-Erge
Der Artikel von Herrn Hönicke beginnt mit einer Aussage, die sofort Fragen aufwirft: „Gleich drei Fraktionen fordern mit formellen Anträgen, das Auslaufgebiet noch länger offenzuhalten als geplant.“ Meiner Meinung nach gilt auch in Pankow, dass ein Plan einer Beschlusslage folgen sollte. Und diese ist eindeutig: Im letzten Jahr wurde mit überwältigender Mehrheit (bei einer Stimmenthaltung) beschlossen (Siehe Drucksache VIII-1508), das Hundeauslaufgebiet in Arkenberge zu erhalten. Wer also plant jetzt, das Hundeauslaufgebiet zu schließen? Und wie kommt es zu der fragwürdigen Formulierung „noch länger offenzuhalten als geplant“? Ich würde mich freuen, wenn die Kommunalpolitik in Pankow zu ihrem Beschlussaus 2021 auch weiterhin steht und dafür sorgt, die entsprechenden Detail-Festlegungen nun auch in die Tat umzusetzen.
Weiter ist im Artikel von Herrn Hönicke zu lesen: „Der Bezirk solle erst das neue Auslaufgebiet an der Bucher Straße inklusive der notwendigen Infrastruktur herstellen und erst danach das bestehende Auslaufgebiet in Blankenfelde schließen.“ Das klingt geradezu so, als sei eine viel kleinere Fläche -eingepfercht zwischen S-Bahn und Autobahn- die alternativlose Empfehlung für ein tierwohl-orientiertes Auslaufgebiet. Wer noch nicht dort war, der kann sich schwer vorstellen, was diese Fläche an Stressfaktoren hervorbringt, obwohl sie doch der tierwohlgerechten Nutzung für Hunde und der Naherholung ihrer Besitzer*innen dienen sollte. Diejenigen, die diese – sagen wir mal – „Wüste der Zivilisation“ als alternativlose Ersatzfläche anpreisen (zum Beispiel mit Formulierungen wie: ´Die quadratische Grundfläche sei für die Hunde besser geeignet`), die handeln wohl offensichtlich nach dem Grundsatz „Alles wird besser, aber nichts wird gut“. Also auch hier gilt die Empfehlung, doch besser den eigenen Beschluss aus 2021 mit Leben zu füllen und umzusetzen, statt nach einer Alternative zu suchen, die es im immer stärker verdichteten Norden Berlins meiner Ansicht nach nicht gibt oder nur geben kann, wenn man mit dem Land Brandenburg verhandelt.
Kann es sein, dass der Beschluss zur Schaffung des Hundeauslaufgebietes und parallel des Landschaftsschutzgebietes in Arkenberge schon vor einem Vierteljahrhundert der Tatsache Rechnung getragen hat, dass in der immer dichter werdenden Stadt Berlin Ressourcen endlich sind und bereits damals klar war, dass angesichts fortschreitender Urbanisierung auch im Norden Berlins nur einvernehmliche Lösungen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Interessengruppen zielführend sein können? Und zeigt uns diese fast 25 Jahre alte und immer wieder angestoßene und auch immer wieder gescheiterte Suche nach einem alternativen Hundeauslaufgebiet nicht deutlich genug, dass Landschaftsschutz, Tierwohl (auch der Hunde in Berlin), Naherholung (auch der Hundebesitzer*innen) und
Landwirtschaft auf einer von der Politik zur Doppelnutzung bestimmten Fläche nur einvernehmlich gestaltet werden können?
In diesem Punkt gibt es dann auch die erste klare Übereinstimmung mit dem im Artikel von Herrn Hönicke zitierten Vorsitzenden des Blankenfelder Bürgervereins, Herrn Detlef Lindner. Denn auch er sagt: „Das Blankenfelder Naherholungsgebiet steht allen zur Verfügung: Familien mit Kindern, Radfahrern, Reitern sowie auch Hundebesitzern, aber jeder muss die Regeln beachten“. Die Interessengemeinschaft „Hunde in Arkenberge“ steht hinter dieser Aussage, sie sorgt aktiv mit dafür, dass dieses Gebiet erhalten wird, von mancherlei Müll befreit wird, dass Aufklärungsarbeit geleistet wird etc. Die Einhaltung von Regeln muss sicher immer wieder eingefordert werden, da ist Arkenberge bekanntermaßen kein Einzelfall. Es wäre aber zu einfach, die Regelverstöße immer nur einer Gruppe von Menschen zuzuschieben, Einzelverstöße zu generalisieren oder Jahre zurückliegende Regelverletzungen immer wieder „aufzukochen“. Wir alle sitzen im Glashaus und sollten nicht mit Steinen werfen.
Und da wäre noch ein Punkt, den man im Artikel von Herrn Hönicke vergeblich sucht: Warum eigentlich soll das Hundeauslaufgebiet plötzlich durch einen angestrebten neuen Beschluss weg, obwohl doch im letzten Jahr einvernehmlich die Weiternutzung von Arkenberge beschlossen war. In der neuen Beschlussvorlage der CDU heißt es dazu:
„Das Bezirksamt wird ersucht, das Hundeauslaufgebiet Blankenfelde erst dann aufzugeben und die Fläche anderweitigen Nutzungen zuzuführen, wenn es adäquaten Ersatz auf der Fläche zwischen Berliner Außenring, der Bucher Straße, der Autobahn A114 und der Panke gibt.“
Die erste Frage, die sich hier stellt: Welche „anderweitige“ Nutzung ist hier angestrebt? Was wird aus Arkenberge in 5, in 10 und in 20 Jahren? Und wobei genau stört da der Freilauf der Hunde? Darauf gab es bisher keine Antwort!
Die zweite Frage: Wer hat kompetent und qualifiziert festgestellt, dass die Fläche zwischen Autobahn, S-Bahn, Autobahnabfahrt und Baubetrieb das Prädikat „adäquater Ersatz“ verdient? Waren das Experten, die sich mit der Umsetzung des im Grundgesetz formulierten Staatszieles zum Tierschutz/ Tierwohl in Pankow gut auskennen? Wurden Betroffene zu Beteiligten gemacht?
Und eine dritte Frage: Wir hören als Begründung für die Verlegung des Hundeauslaufgebietes immer wieder, das sei eine Kompensationsfläche. Wofür? Mal ist es der Bau einer Schule im Prenzlauer Berg, mal ist es ein Wohnungsbauprojekt, mal ist es eine Autobahn-Teilstrecke. Diese Beliebigkeit der Begründungen lässt zumindest Fragen offen. Auch die folgende Frage: Warum kann Arkenberge dann eine Kompensationsfläche sein, wenn Hunde dort angeleint spazieren gehen, aber nicht, wenn sie frei laufen können? Wer kann dieses „Rätsel“ lösen?
Die Antworten auf diese Fragen sollten meiner Ansicht nach zuallererst die Abgeordneten der BVV in Pankow suchen und finden.
Die IG „Hunde in Arkenberge“ und die große Mehrheit der Hundebesitzer*innen und Hundebetreuer*innen sind bereit, an einer konstruktiven und einvernehmlichen Lösung aktiv mitzuwirken. Die erste und grundlegende Übereinstimmung mit den von Herrn Lindner vertretenden Positionen der Blankenfelder Bürger ist ja bereits da und ich wiederhole sie gern: „Das Blankenfelder Naherholungsgebiet steht allen zur Verfügung: Familien mit Kindern, Radfahrern, Reitern sowie auch Hundebesitzern, aber jeder muss die Regeln beachten“. Und wir als IG „Hunde in Arkenberge“ tun unseren Teil, um uns an die Regeln im ausgewiesenen Hundeauslaufgebiet Arkenberge zu halten. Logische Folge aus meiner Sicht: Umsetzung aller Punkte des Beschlusses von 2021 und Erhalt sowie Weiterentwicklung des bestehenden Gebietes in Arkenberge. Ein „Runder Tisch“ hat doch in Pankow eine positive Tradition. Es wird Zeit, dass alle Interessengruppen in und um Arkenberge die Gelegenheit bekommen, an einen solchen Runden Tisch gemeinsam, um Lösungen zu streiten und dann auch einvernehmliche und sinnvolle Lösungen zu finden. Die BVV kann am 30.11. Zeichen setzen und den Antrag in den zuständigen Ausschuss verweisen, um dann tatsächlich Bürgerbeteiligung im demokratischen Prozess zu leben. Wir als IG „Hunde in Arkenberge“ sind dazu bereit!
Quellen:
- Tagesspiegel Pankow
Blankenfelder wollen Hundeauslaufgebiet schnell loswerden – BVV-Fraktionen bremsen
Veröffentlicht am 24.11.2022 von Christian Hönicke
https://leute.tagesspiegel.de/pankow/macher/2022/11/24/248909/blankenfelder-wollen-hundeauslaufgebiet-schnell-loswerden-bvv-fraktionen-bremsen/ - Drucksache VIII-1508 – Beschlüsse Betreff: Nutzungskonflikte im und um das Hundeauslaufgebiet Blankenfelde reduzieren – Hundeauslauf weiterhin sicherstellen. Per Konsensliste wird der Antrag ohne Aussprache mit 48 Ja-Stimmen, ohne Gegenstimmen und einer Enthaltung einstimmig beschlossen.16.06.2021
In diesem Beschluss waren Schaffung eines gemeinsamen Gesprächsformats, Neubeschilderung, Müllent-sorgungsmöglichkeiten, Kennzeichnung des HAG, Reitverbot im HAG, Klärung der Parkplatzsituation und der landwirtschaftlichen Doppelnutzung des HAG enthalten. Ein Teil dieser Beschlüsse ist nicht umgesetzt. Warum? - Antrag Fraktion der CDU
16.11.2022 BVV BVV/010/IX
Betreff: Hundeauslaufgebiet Blankenfelde erst dann aufgeben, wenn das geplante Hundeauslaufgebiet an der Bucher Straße fertiggestellt ist
Die BVV möge beschließen:
Das Bezirksamt wird ersucht, das Hundeauslaufgebiet Blankenfelde erst dann aufzugeben und die Fläche anderweitigen Nutzungen zuzuführen, wenn es adäquaten Ersatz auf der Fläche zwischen Berliner Außenring, der Bucher Straße, der Autobahn A114 und der Panke gibt. Einreicher: Fraktion der CDU, Lars Bocian, Denise Bittner und die weiteren Mitglieder der CDU-Fraktion